BDSM und Alltag

Wenn zwei Menschen zusammen leben und das Glück haben auch sexuell kompatibel zu sein, wie lebt es sich dann in der submissiven und dominanten Rolle?

Erinnert es an vergangene Zeiten, in denen die Ehefrau für Küche und Körper zuständig war, also zur Befriedung der Bedürfnisse des Ehemannes? „Wenn es ihm gut geht, geht es mir auch gut!“
Oder – Dom sagt an, wo es lang geht und Sub folgt. (Dom kann heute männlich oder weiblich sein, die Zeiten haben sich geändert 😉 )

Ist das BDSM??? Oder ist BDSM eher ein tiefes Fühlen, ein Befreien von Konventionen, eine gemeinsame Luststeigerung, ein tiefes Vertrauen, dass der dominante Part auf den submissen Part ganz besonders achtet, das Begehren anstachelt, sie oder ihn zu Herausforderungen verführt, die BEIDEN gut tun??

Das gibt es sicherlich auch in Beziehungen, aber eben nicht immer. Und ich möchte dazu anregen und erinnern, es geht um LUST. Lebenslust und sexuelle Lust. Und ein befriedigter Sub ist soooo entspannt, dass es ihm oder ihr noch mehr Spaß macht zu dienen. Um was sollte es sonst gehen, als um das Erfüllen von tiefen Bedürfnissen auf beiden Seiten?

Was bleibt Sub und Dom übrig??? Wie in jeder „Normalobeziehung“ sich Zeiträume zu schaffen und dafür zu sorgen, das die Beziehung gut weiterläuft. Reden, Nähe schaffen, immer mal wieder überprüfen, wo stehen wir eigentlich mit uns und unserer Sexualität. Da ist die Augenhöhe, von der ab und zu gesprochen wird, richtig und wichtig.

Ich bohre aus gegebenem Anlass in dem Thema herum.
In meiner Praxis sitzen öfter verunsicherte Menschen, die durch einen starken dominanten Part, nicht zum Zuge kommen, ihre Wünsche / Bedürfnisse zu vertreten und damit verstanden zu werden.

Ich finde es lohnenswert darüber nachzudenken, die beiden Welten auseinander zu halten. Der klar denkende, „erwachsene“ Teil und der submissiv, lustvolle Teil.

Wenn das Sprechen nicht funktioniert, sei es aus bestimmten Glaubenssätzen heraus („das muss ich als Sub aushalten“) oder aus Hemmungen oder Frustrationen, braucht es Gespräche, vielleicht erst mal mit einem Vertrauten oder einem Menschen, der nicht gleich verurteilt, sondern nachfragt.

Mein „Tipp“ an submissive Frauen und Männer: Das machen, was sich gut anfühlt und das (erst )mal zu lassen, wo es Übelkeit oder Bauchschmerzen gibt, Platzangst, tiefe Traurigkeit, die nicht aufgefangen wird, Panik, Ekel oder ähnliches.

Vollkommen unnötig, so etwas zu schreiben? Nein, das finde ich nicht, da in meiner Praxis oft Menschen sitzen, die ambivalent sind, mit dem was sie tun, was ihnen gut tut und was von ihnen verlangt wird oder was Sub glaubt, was verlangt wird.

Ambivalenz ist kein BDSM Phänomen, aber in dem Bereich Sexualität und in dieser speziellen Lust ist es ein sensiblerer Bereich als im normalen Leben.

Gegen Ausprobieren spricht nichts, Grenzen zu kennen oder zu erweitern, super, aber dabei ist nicht die Selbstverantwortung über Bord zu werfen, obwohl das ja das „eigentlich“ der Wunsch des Subs ist.

Gemach… Gemach…

Freiheit für die Emanzipation der Hingabe!!

Herzliche Grüße

Anna