Einblicke

Ein- und Ausblick über die Ursachen der Lust zwischen Schuld und Erlösung

Was verbinden wir mit dem Begriff „Schuld“? Wenn ein Durchschnittsmensch in sich hinein hört, assoziiert er „Sünde, Böses getan zu haben und damit ein schlechter“ Mensch zu sein. Von „irgendwo“, aus dem Elternhaus, aus dem Unbewussten, durch gesellschaftlichen Regeln usw. wird ständig unterschieden, was richtig und was falsch, was erlaubt und verboten, was moralisch und unmoralisch ist. Angst und Enge entstehen, Gebote und Normen werden zu Richtlinien.

Einfach ist es, wenn Gebote und Normen spielerisch eingesetzt werden, die mit einem vertrauten Menschen abgesprochen sind. Es entstehen – jedenfalls für den Augenblick – Bedingungen, an die man sich anlehnen kann, weil ein grundlegendes Einverständnis dafür da ist. Im besten Fall kann sich (meist einer von beiden) fallen lassen und sich vielleicht ein Stück von seinen Ängsten befreien. Ein Spiel, um wieder Kraft zu schöpfen für den Alltag.

Ängste können sich auflösen, wenn man durch sie hindurchgeht. Nicht nur rational sondern, mit dem ganzen Körpern, mit allen Sinnen. So, kann eine Neuinszenierung eines möglicherweise alten, unbewussten Konflikts heilsam werden.

Schön, wenn es so ist…

Manchmal kommt es allerdings auch zu einer Endlosschleife. Es sind immer wieder die gleichen kurzen Glücksmomente und der eisige Absturz danach. Es kann zu einer Angst kommen, süchtig nach etwas zu sein, was auch im Leben Spuren hinterlässt.

Das Gefühl von „nicht richtig“ oder „nie gut genug sein“ verspüren viele, ob im BDSM-Bereich oder anderswo. Manchmal kann ein Partner oder eine Partnerin die richtige Wegbegleitung sein. Wichtig ist, nicht alleine damit fertig werden zu müssen, sondern im Kontakt zu bleiben. Mit sich und Menschen, die auf der gleichen Wellenlänge liegen, die sich ihrer Schwächen und Stärken bewusst sind und damit spielen können.

Wenn es eine Schattenseite gibt, die tiefer liegt, als dass wir sie erhellen können, ist eine körperorientierte Therapie eine Möglichkeit, sich einmal aus einer anderen Perspektive kennen zu lernen. Nicht mit dem Ansatz krank zu sein, sondern sich bewusst werden zu lassen, was die Symptome, die auftreten, einem sagen wollen.

Jeder muss natürlich für sich selbst entscheiden, was ihm gut tut und was nicht. Körperliche oder psychische Symptome wie häufige Kopfschmerzen, Konzentrations-schwierigkeiten, ständige Müdigkeit, Versagensängste oder ein zuviel an Drogen und Alkohol können ein Hinweis sein, sich mal wieder etwas mehr um sich zu kümmern.

Wertende, moralische und intolerante Normen, die man aus früheren und heutigen Tagen kennt, haben etwas dazu beigetragen, so zu sein, wie man heute ist. Trotzdem ist jeder selbst dafür verantwortlich, die Suche nach sich aufzunehmen, wie sie auch aussehen mag. Jeder hat die Möglichkeit, sich seinen individuellen Weg zu suchen. Manchmal begegnen einem dabei Ängste, manchmal Lust und manchmal beides.

Eine Befreiung kann nicht durch Verschweigen erfolgen, nicht durch Verdrängung oder Vertröstung. Sie kann nur erfolgen, wenn der Mensch sich seiner selbst bewusst wird, mit all seinen Stärken, Lüsten, Schwächen, Verfehlungen, Ängsten und vielleicht auch mal klein sein darf.

In diesem Sinne: Wer tief in den Abgrund des Seins schaut, wird zuweilen belohnt…mit der Befreiung der Angst.