Interview

Fragen an Anna Sabine Lüßenhop

Was ist sm-therapie?

SM Therapie habe ich als Namen gewählt für Frauen und Männer, die sich mit ihrer Sexualität auseinander setzen wollen, die jenseits des Mainstreams liegt. Viele fühlen sich von den Themen Macht und Ohnmacht, freiwillige Unterwerfung in der Lust angezogen. Sinnliche Spiele mit Fesseln und körperlichem Schmerz, mit Druck oder Fixierung bringen sie in eine tiefere Ebene des Erlebens. Alles im gegenseitigen Konsens und im bewußten Umgang mit sich und dem anderen. Und natürlich auch für Menschen mit einem Fetisch, die mehr darüber erfahren wollen, wie sie damit umgehen können.

Mit welchen Anliegen kommen Menschen zu dir?

Viele Paare kommen mit Kommunikationsproblemen zu mir. Oder mit dem Nichtverstehen des Partners oder der Partnerin. Es geht dann um ein Klären und Übersetzen. Bei einzelnen Frauen kommt es vor, dass sie Missbrauchssituationen erlebt haben, in der Kindheit oder auch in einer Partnerschaft. Viele Frauen haben das erlebt, das hat nicht generell etwas mit BDSM zu tun, es kommt eben auch vor. Grenzen setzen ist für viele schwierig, ebenso wie im Moment zu sagen, wie es ihnen grade geht und was sie wollen oder nicht. Darum bevorzugen ja viele diese Spielart. Sie wollen sich führen lassen, Frauen wie Männer. Überwältig werden oder auch sich in Situationen erleben, tief und ergreifend. Das Buch Shades of Grey hat da die Allgemeinheit berührt.

Männer und ihre devote Lust sind ein weiteres großes Thema, entweder sind sie in einer Beziehung oder Ehe und die Frau weiß nichts davon oder will nichts davon wissen oder sie sind allein und wünschen sich eine Frau, mit der sie es teilen können. Manche trennen aber auch ganz gern ihre Lust auf BDSM und ihr Leben. Manche schämen sich, wollen es „weg haben“. Das wird dann nicht so einfach …. (lacht)

Was machst du mit deinen Klienten konkret?

Konkret bringen ich die Klienten zu ihren Gefühlen, zu einem Hinübergucken, was eigentlich in ihnen passiert. Körperarbeit, also ein Berühren, setze ich ein, wenn es darum geht, sich wieder spüren zu wollen und der Kopf ist im Weg. Sex gibts bei mir nicht (lacht). Reden hilft, vor allen denjenigen, die ihr Leben lang heimlich diese Lust haben und jetzt ein Gegenüber haben, das sie versteht.

Wie geht es den Menschen danach?

Klarer, meist erleichtert, oft angeregt durch die Dinge, die zur Sprache kommen. Sie können offen sein, was sie wirklich beschäftigt. Über Sexualität wird in Partnerschaften oft nicht so gesprochen, wie es bei mir möglich ist. Ohne Vorurteile, ohne Wertung oder Abwehr. Ich gebe gern die Unterstützung, Unbewusstes ins Licht zu bringen. Das gibt oft die Sicherheit, für sich klarer einzustehen und sich mit sich anzufreunden, bzw. sich erst einmal kennen zu lernen.

Wie lange dauert so etwas und was kostet es?

Manchmal reichen 3 bis 4 Sitzungen, um sich auf den Weg machen, sich mit seiner Lust zu akzeptieren und lieben zu lernen und auch mit dem Partner darüber reden zu können. Manche haben aber niemanden und da geht es darum, sie im Ganzen zu unterstützen. Nur den Fetisch oder die Lust im Vordergrund für die Partnersuche zu haben, halte ich für zu einseitig. Es geht um den ganzen Menschen. Mit seinen Ängsten, Konflikten aber auch Stärken und seiner Persönlichkeit.

Die Therapieform „Gestalttherapie und Psychodrama“ wird nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Private Krankenkassen übernehmen die Sitzungen unabhängig vom Inhalt. Die Preise sind angemessen, sie orientieren sich am mittleren Honorarsegment von Psychotherapeuten.

Was wünscht du dir für Klienten und wer sollte nicht zu dir kommen?

Zu mir kommen Frauen und Männer, die sich eine persönliche Weiterentwicklung wünschen.